ich werde hier in nächste Zeit die Geschichte des Wiederaufbaus von Tante Ke's EVO beschreiben.
Nun nach 3,5 Jahren ist der Komplett-Neuaufbau vom deutschem TÜV abgenommen und seit letzten Montag zugelassen. Nur die amerikanischen Tröten die Ke unbedingt behalten wollte, hatten von Anfang an keine Chance.
In den nächsten Wochen werde ich dieses Projekt hier in seinen einzelnen Phasen beschreiben und mit reichlich Bildmaterial dokumentieren. Das kann aber etwas dauern, denn die ersten Ausfahrten sind richtig geil und vollkommen anderes als mit dem Babe (2003er FXST).
Schaut einfach ab und zu hier rein und meldet Euch ruhig wenn es Fragen gibt. In diesem Sinn viel Spass beim lesen,
Ich wollte nach dem Neuaufbau des Babe (2003er FXST) jetzt unbedingt eine EVO und weil ich immer wieder irgendwelche Geschichten vom hörensagen über Import - Bikes aus den Staaten gehört habe war klar, ich hole mir ein passendes Projekt aus den USA und sammle meine eigenen Erfahrungen.
Die erste kleinere Hürde war die richtigen Plattformen im Web zu finden und dann zu verstehen wie diese funktionieren. Die zweite Hürde war das für meine Vorstellungen überbordende Angebot an Akutionsangeboten. Aber je länger ich mich mit den Auktionsportalen beschäftigt habe, desto klarer wurde meine Vorstellung was ich eigentlich suchte und so landete ich bei der Lady bzw. was davon noch vom Urspung übrig war.
Der Kauf bzw. die Ersteigerung konnte ja nur aufgrund der wenigen Bilder und mageren Angaben von www.SalvageBikesAuction.com erfolgen. Der Schaden war mit all over beschrieben und die Laufleistung laut Tachostand mit etwas über 18.000 mi angegeben.
Meine größte Beachtung lag auf der Springergabel, denn wenn diese im Eimer gewesen wäre, hätte sich das ganze Projekt nicht mehr gerechnet. Da die angebotene FXSTS nicht mit engine damage beschrieben war konnte ich davon ausgehen, dass der Motor in Ordnung war. Ob aber die 18.122 mi, die auf dem Tacho angezeigt wurden real waren, oder ob es nicht evtl. sogar 118.122 mi waren konnte ich nicht weiter abklären. Das Risko wollte ich aber eingehen und habe dann zugeschlagen.
Den Auftrag für den Transport aus Texas nach Miami über Bremerhaven nach Bremen habe ich dann über https://www.cfreurope.de/unternehmen/ abgewickelt. Das beinhaltete auch die Zoll - Abwicklung samt aller erforderlichen Papiere und nach dem ich die Lady dann in Bremen abgeholt hatte, konnte ich sie erstmals persönlich in Augenschein nehmen.
Ausser einer Kurzbeschreibung und den Fotos gibt es nur noch die Möglichkeit die Historie des Bikes anhand der VIN - Number zu recherchieren. Aber letztendlich bleibt es ein "Zocker - Spiel" welches sich erst bei der persönlichen Inspektion und Inbetriebnahme auflösen wird. Aber genau das hat für mich einen gewissen Reiz ausgemacht.
Im Laufe der Zeit und beim Sichten der unendlichen Auktionsangebote entwickelt man dann ein gewisses gespürt worauf man achten sollte / muss. Für mein Vorhaben eine EVO mit Springergabel zu ersteigern waren folgende Kriterien elementar:
Title State/Type Dieses Dokument ist für die Ausfuhrgenehmigung entscheidend, so gibt es z.B. für einen Lost Title keine entsprechende Genehmigung da es sich hierbei meist um ein gestohlenes Fahrzeug handelt. Der Salvage Title hingegen ist bedenkenlos und bekommt ohne Probleme die erforderliche Ausfuhrgenehmigung. Die Bedeutung der unterschiedlichen Title können auch von Bundesstaat zu Bundesstaat unterschiedlich sein.
Location Der Standort des Motorrades spielt beim Transport eine gewisse Kostenrolle. Das Bike muss ja nach erfolgreicher Auktion per Spedition zu einem Verladehafen transportiert werden und hierbei schlagen sich die nicht unerheblichen Entfernungen in der Gesamtkalkulation nieder.
Primary Damage Welchen beschrieben Hauptschaden hat das Motorrad, was ist evtl. passiert. Diese Beschreibungen reduzieren sich nur auf ein bis zwei Schagworte.
Secondary Damage Welchen beschrieben Nebenschaden gibt es evtl. noch.
Odometer Die Angabe der KM – Standes entspricht lediglich dem am Tacho abgelesenen und muss nicht den tatsächlichen KM – Stand wiedergeben. So kann ein am Tacho sichtbarer KM - Stand von z.B. 18.000 mi ja auch durchaus 118.000 mi bedeuten, wenn das Bike schon einmal die 100.000 mi überschritten hat. Hier hilft evtl. der History – Report der VIN – Number weiter. Mitunter gibt es auch keine KM – Angaben weil dieser z.B. am Tacho nicht mehr darstellbar ist
Runs & Drive Hier gibt es eigentlich nur die Angaben „ runs“ oder „unknown“ Wenn nicht schon auf den Bildern ein offensichtlicher Motorschaden vorliegt heißt letzteres jedoch nicht zwingend, dass der Motor einen Schaden durch den Unfall abbekommen hat. Ich habe aber auch schon mal „engine- / motor- oder mechanical demage gelesen.
Bei meinem Wunschbike waren folgende Angaben verfügbar:
Title State/Type Al Salvage Title (Al = Alabama) Location Der Standort des Motorrades war Tanner bei Atlanta und da ich mich für die Verschiffung für die Spedition CFR – Europe (http://www.usa-seefracht.de/) entschieden hatte, musste die Harley nach Miami. Primary Damage Der Hauptschaden war als „Rear End“ beschrieben und mit den zur Verfügung stehenden Bildern klar abzugleichen. Secondary Damage Des Weiteren war ein „Side“ – Schaden beschrieben. Odometer Die Angabe der KM – Standes war mit 38.658 mi angegeben. Runs & Drive „Run & drive“ klang auch recht positiv.
Mein Hauptaugenmerk lag aber immer wieder auf dem Front End. Sollte die Springer – Gabel einen Schaden haben, dann ist das Bike für mein Projekt wie bereits oben erwähnt nicht mehr interessant. Ein Defekt der Gabel würde meine gesamte Kostenkalkulation über den Haufen werfen und platzen lassen. Aus diesem Überlegungen und aufgrund der Tatsache, dass ich bis dahin noch nie an einer Springer – Gabel geschraubt hatte, habe ich Stunden damit verbracht die in Auge gefasste FXSTS mit anderen / intakten baugleichen Harley’s zu vergleichen umso am Ende zu dem Entschluss zu kommen, dass das hier das richtige Objekt der Begierde war.
Allerdings hatte ich vorher schon, bei entsprechender Übereinstimmung meiner Auswahlkriterien, versucht andere vergleichbare EVO’s zu ersteigern. Da ich aber immer bemüht bin die Einstiegskosten so niedrig wie möglich zu halten, aufgrund meines zu geringen Gebots den Zuschlag dann nicht erhalten habe. Dieses führt mit Zeit allerdings dazu, dass man ein immer besseres Gefühl dafür bekommt was andere Mitbieter bereit sind für einzelne Harley - Modelle auszugeben.
Inlandstransport und Verschiffung
Hier habe ich mich für CFR – Europe entschieden da ich hier zeitnah, kompetente, sehr persönlich und direkte Ansprechpartner gefunden habe und zum Schluss auch die Transportkosten für mich in einem akzeptablen Rahmen waren.
Den Inlandstransport hätte ich auch über eine Frachtbörse im Sinne einer Frachtraten – Auktion selber organisieren und beauftragen können. Hier steht der evtl. günstigere Transortpreis dem Risiko entgegen, dass man nicht weiß mit wem man es letztendlich zu tun hat. Es nützt ja nicht evtl. 50 – 100 US $ für den Transport einzusparen und ggfs. feststellen zu müssen, dass nur das halbe Bike in Deutschland angekommen ist. Gern gehen auf diesem Weg begehrte Anbauteile (z.B. Satteltaschen usw.) verloren. CFR arbeitet vorrangig mit bekannten amerikanischen Speditionen zusammen und dokumentiert den Transport mit entsprechenden Bildern. So habe ich die ersten Fotos von der Lady nach Ankunft in Miami bei CFR erhalten und konnte so einen ersten Abgleich mit den Bilder der Auktion machen.
Alles so wie es sein sollte.
Die Fahrzeugpapiere wurden vom Auktionshaus per Post an die CFR – Niederlassung geschickt, da diese der Trucker nicht zusammen mit dem Bike ausgehändigt bekommt. Nach Eintreffen der Papier in Miami hat CFR die Ausfuhrdeklaration und Verladung in einen 40“ – Container übernommen und vorher noch anhand eines Protokolls die Schäden an der Harley dokumentiert.
Nun galt es bis zum Eintreffen in Bremerhaven abzuwarten, eine ewig lange Zeit.
Obwohl ich nur ca. 25 km vom Containerterminal in Bremerhaven entfernt wohne, wurde die Harley samt Container nach Bremen zu CFR gebracht. Hier erfolgte die Abwicklung der Einfuhr- und Zollformalitäten und ich bekam endlich den lang erwarteten Anruf, hierbei ist allerdings etwas schief gegangen. Ich hatte die Lady ja als Geburtstagsgeschenk für meine Frau gedacht und bis jetzt alles ohne ihr Wissen abgewickelt. Aber was sollte ich nun auf ihre Frage antworten:
„Hier hat jemand vor einer Spedition angerufen, was für ein Motorrad kannst Du in Bremen abholen? Schatz! “
Also war aus der ursp. geplanten Geburtstagsüberraschung nichts geworden, aber eine Überraschung war es alle mal. Am nächsten Tag bin dann voller Spannung mit dem Landy samt Trailer nach Bremen gefahren um nun endlich die EVO in Empfang zu nehmen. Anhand des in Miami angerfertigten Protokolls wurden mit mir bei der Übergabe in Bremen die Schäden am Bike besprochen und ich dachte mir noch was soll das bei einem Crash – Bike. Aber auf dem Verladeplatz wurde mir dann schnell klar, dass das Sinn machte. Hier diskutierte gerade ein neuer Besitzer eines alten T1 VW – Bulli über die abgerissen Front – Stoßstange und wollte daraus ein Transportschaden machen, allerdings war dieser Schaden schon in Florida dokumentiert worden und der Bus war in der Front offensichtlich rott. Als ich bei der Übergabe die EVO dann das erste Mal selber in Augenschein nehmen konnte war ich zwischen Enttäuschung und mir das Ganze schön zu reden hin und her gerissen, aber so etwas kenne ich schon von mir und zwang mich dazu erst einmal zuhause alles in Ruhe analysieren zu wollen.
Nur eins vorweg, die Springer – Gabel war verzogen.
Ich hatte ja schon im Vorgänger - Forum angefangen über das Lady - Projekt zu berichten, aus diversen Gründen habe ich das aber nicht weitergeführt und nach dem diese Anfänge meines Berichtes im Nirvana verschwunden sind will ich nun meine Projektbeschreibung nach der TÜV - Abnahme und der Zulassung am vergangenen Montag hier im HD-B-Board vollenden. Allerdings kann es sein, dass Euch das Einen oder Andere in der Anfangsphase bekannt vorkommen kann da ich auf einige Textbausteine meiner Anfangsversion zurück greifen kann.
Die Lady und das Babe nebeneinander
Nach dem ich die Lady nun endlich zuhause entladen hatte, musste ich erst einmal die Batterie aufladen da der Anlasser nicht durchziehen wollte. Also noch eine Nacht warten. Am nächsten Nachmittag konnte ich es kaum erwarten die schrumpelige Dame endlich anzuschmeißen. Nach mehreren Startversuchen gab die Lady endlich die erhofften Lebenszeichen von sich, noch etwas schwerfällig und zögernd, mit einigen Fehlzündungen sprang sie endlich an.
Auch wenn es mir schwer fällt muss ich zugeben, dass der EVO – Motor schon anders, satter klingt als der TwinCam. Vorallem im Standgas läuft er deutlich hörbar anders.
Da der zerstörte Heckfender am Hinterrad schlief, musste ich diesen erst einmal demontieren.
So sah alles schon nicht mehr ganz so schlimm aus.
Womit ich schon gerechnet hatte bestätigte sich dann auch gleich, der Rahmen hatte einen mitbekommen und war zumindest im Heckbereich verzogen. Aber das kannte ich ja schon vom Aufbau des TwinCam und stellt kein sonderliches Problem dar, hier habe ich ja eine sehr gute Adresse wo dieser wieder richtig in Form gebracht wird.
Über den Zustand des Hinterrades war ich dann aber schon verwundert! Nicht nur ,dass das Bike offensichtlich nach dem Crash noch etliche Milen gefahren wurde und so der Reifen deutlich gelitten hatte,
sondern vielmehr über den allgemeinen Zustand der Pelle. Das Profil war runter gebohnert und kaum noch zu erkennen, der Reifen war praktisch eckig und dabei noch kein Jahr alt.
Das ganze ließ auf keine gute Behandlung der Lady schließen. Aber jetzt erst einmal den Sattel wieder drauf und ab zur ersten Probefahrt:
Was soll ich sagen, neben einem guten Sound zog die zerknitterte Dame ordentlich los und hatte trotz des verzogenen Rahmes und der verzogenen Springer – Gabel ein gutes Handling. Nur das Bremsen war durch den Funktionsausfalles der vorderen Bremse eingeschränkt. Außerdem war ein Rasseln und auch Schlagen im Primär – Antrieb zu hören, vom Gefühl her läuft die Kette zu locker, aber der Primär musste ja sowieso runter und dann würde ich das gleich kontrollieren. Ich bin dann noch ein paar Mal zum Leidwesen der Nachbarn (mit der original US - Auspuffanlage aus dem Zubehörbereich – absolut nicht Graukittel geeignet) die Teststreck hoch und runter geknattert.
Meine Frau hat daraufhin allerdings hin den ersten Punkt in Ihr Lastenheft für den Neuaufbau festgelegt: 1.) Die Auspuff – Anlage bleibt unverändert!
Was ist denn nun los, auf einmal will sie beim Aufbau und Design ihres Motorrades mit reden!? |addpics|pn6-u-3566.jpg-invaddpicsinvv,pn6-v-1f1b.jpg-invaddpicsinvv,pn6-x-db08.jpg-invaddpicsinvv,pn6-y-de84.jpg-invaddpicsinvv,pn6-10-897d.jpg-invaddpicsinvv,pn6-11-b3e2.jpg-invaddpicsinvv,pn6-14-c7dc.jpg-invaddpicsinvv,pn6-15-045c.jpg-invaddpicsinvv,pn6-16-718c.jpg-invaddpicsinvv|/addpics|
Mach ich, aber es sind noch etliche Kleinigkeiten und Abstimmungsarbeiten zu erledigen bis alles rund läuft. Mal sehen, evtl. kommt heute Abend der nächste Teil.
Gestern neue Kupplung eingebaut,
die Lady tiefergelegt
und Details angebracht.
Jetzt muss ich noch den Vergaser richtig abstimmen und einstellen und die Schaltung, der Leerlauf ist bei laufendem Motor kaum zu finden / einzulegen obwohl ich die Kupplung nach HD - Handbuch eingstellt habe. |addpics|pn6-1b-4d37.jpg-invaddpicsinvv,pn6-1c-a2fc.jpg-invaddpicsinvv,pn6-1d-00a8.jpg-invaddpicsinvv|/addpics|
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Die Story von der Lady, 98er FXSTS aus den Staaten
04.07.2019 09:57 (zuletzt bearbeitet: 05.07.2019 21:49)
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